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Taubenturm 2016 | Einzelausstellung

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Diese Ausstellung auf drei Etagen machte mich richtig glücklich. Im Mai 2016 zeigte ich erstmalig die Serien Tree Crowns, Stamm sowie einige bislang unveröffentlichte Aufnahmen in meiner Wahlheimat und Region Ihres Entstehens. Rund 300 Besucher durfte ich bei den fünf Ausstellungsnachmittagen samt Vernissage begrüßen. Im nachstehenden Video können Sie einmal durch die Ausstellung cruisen. Unter dem Video geht es noch weiter mit Informationen und Fotos.

Christoph Franke at historical tower TaubenturmSolo exhibition on three floors in the historical tower Taubenturm in my home town Dießen, Lake Ammersee in the south of Germany.

Der Taubenturm, ehemals Teil der Dießener Stadtmauer und jetzt beliebter Kunstturm hat einen ganz eigenen wunderbaren Charme. Beim Reinkommen begrüßt einen das kühle alte Gemäuer mit einem Duft, wie ihn nur historische Gebäude aufwarten. Das erinnerte mich gleich an Ausstellungen in alten Kirchen bei den Rencontres d´Arles.

(Die Slideshow kann durch Klicken vorwärts bewegt werden)
  

Zur Vernissage am 13. Mai sprach Kunsthistoriker Dr. Thomas Raff in seiner Funktion als Vorsitzender des veranstaltenden Dießener Heimatvereins. Im Dialog stellten wir die Arbeit gemeinsam vor und erklärten sowohl die künstlerische Aussage als auch die praktische Vorgehensweise. Fotografie ist in meinen Augen ein hervorragendes Medium, um scheinbar Selbstverständliches aus seinem Kontext zu lösen. Dabei erlebe ich die detailierte Wiedergabe als Nähe und setze dies in meinen aktuellen Serien bewußt als Stilmittel ein.

  

Viele Besucher beschreiben die Fotografien als außergewöhnlich dreidimensional und fühlen sich gerade zu ins Bild gesogen. Aus diesem Grund wird oft vermutet, dass ich mehrere Fotos übereinander lege. Die vielen Einzelaufnahmen werden jedoch nebeneinander zusammen gefügt. Das ist gut im Making Of Video zu sehen (Link öffnet in separatem Fenster). Der dreidimensional wirkende Effekt entsteht durch modellierendes Licht, die extrem hohe Auflösung sowie die Präsentation der matten Pigment Prints hinter nahezu reflexfreiem Museumsglas. Wer es dann erlebt, frei von gewohnten Einordnungen im Baum zu schwelgen, ist genau auf meiner Fährte unterwegs.

Das Gespräch mit den Besuchern und die Rückmeldungen, die ich dabei bekomme sind es, die den besonderen Reiz einer Ausstellung ausmachen. So habe ich wieder ganz neue Sichtweisen erfahren, was man in manch einer der Baumkronen sehen kann. Doch das kann ich an dieser Stelle (noch) nicht verraten. Sonst würde ich die absichtslose Begegnung - die ich mit der auf dem Kopf stehenden Präsentation anstrebe - sogleich mit einer neuen Gedankenschublade verhindern.

  

Besondere Freude rief die großformatige Fotografie Tree Symphony bei vielen Besuchern hervor. Erstmals präsentierte ich diese öffentlich und hatte dazu 16 Abzüge auf einen grauen Fond im Format 130 x 190 cm montiert. Man stand dann im obersten Stockwerk, den Blick auf das Bild nach oben in den Himmel gerichtet. In diesem Geschoss zeigte ich neben neuen Stamm Motiven auch zwei weitere bislang unveröffentlichte Arbeiten.

  

Ein wenig habe ich mich in den Turm verliebt: Der Geruch, der Aufstieg, der offenporige alte Dielenboden, die Stegfenster, und die Ausblicke von hoch droben zum Dießener Münster und Ammersee. Alles harmonierte mit der Ausstellung zusammen. Schauen Sie sich mal auf der nachfolgenden Gegenüberstellung den Treppenaufgang an und vergleichen Sie diesen mit der Fotografie Stamm 3 auf der nebenstehenden Abbildung.

O.k., hier gehört schon ein bisschen Fantasie dazu, aber ... ist das nicht Synchronizität?

Fotos: Peter P. Weimann

(Zur Verdeutlichung habe ich das Umfeld ein wenig aufgehellt.)

Vielen Dank an Andreas Kodura, Maren Martell, Marion Engels, Peter P. Weimann und Petra Rögner (in alphabetischer Reihenfolge) für die zu Verfügung gestellten Eventfotos!